Offener Brief an Malu Dreyer

Liebe Ministerpräsidentin Frau Dreyer
Lieber Oberbürgermeister Herrn Leibe
Lieber Sven Teuber

Trier ist eine wunderbare Stadt. Wir sind stolz auf unsere Bekenntnisse zur Vielfalt, gerade auch in Hinblick auf den Umgang mit sexuellen Themen. Nicht nur unsere Regenbogenflaggen zeigen, daß Trier kein Platz ist für Homophobie, für Trans*feindlichkeit oder für sexualisierte Gewalt gegen Frauen hat.

Der politische Weg unserer Stadt, marginalisierten Menschen mit Anerkennung und Wertschätzung zu begegnen, hat sich bewährt. Beim Umgang mit dem HIV-Virus, das vor 40 Jahren große Befürchtungen mit sich brachte, war Trier mit seiner akzeptierenden Arbeit wegweisend. Auch im nachhinein hat sich der Trierer Weg als der richtige erwiesen: Menschenrechte-stärkend und Schaden mindernd. Wir haben heute in Trier zum Beispiel das Schmitz Zentrum, Aidshilfe Trier, Frauennotruf usw …

Um so mehr bin ich bestürzt, nein fassungslos, wie hier in meiner Heimat mit meinem Berufstand Prostitution umgegangen wird. Ich lese gerade die neue, 23. Corona Verordnung, die heute am 17.06.2021 veröffentlicht wurde. Über meine Berufsgruppe wird wieder geschwiegen und wir werden wieder ohne eine Perspektive weiter im Dunkeln gelassen. Ich bin seit 2019 in der Öffentlichkeit, kämpfe für unsere Rechte, habe mich geoutet und werde von Ihnen nicht gehört.

Ihre Entscheidung, die sexuellen Dienstleistungen im Allgemeinen und die Bordelle weiter geschlossen zu halten, ist eine Entscheidung die ich bei der Inzidenzzahl nicht mehr nachvollziehen kann und möchte. Die Tagesinzidenz für Trier liegt heute, am 17.06.2021 laut der Seite der Stadt Trier bei 7,2. Das diskriminiert den Berufsstand der sexuellen Dienstleistung gegen jede andere Form der körpernahen Dienstleistung, wie auch kürzlich das OVG Niedersachsen feststellte und dort die Sexarbeit bereits seit dem 08.06.2021 wieder möglich machte, mit folgender Begründung: „Es gibt keine nachvollziehbaren sachlichen Gründe, die eine weitere Aufrechterhaltung des umfassenden und ausnahmslosen Verbots, gerade und nur betreffend die Ausübung der Prostitution und der Erbringung von Dienstleistungen im Zusammenhang mit der Prostitution rechtfertigen könnten …“. Ebenso haben die meisten Bundesländer bereits die Sexarbeit, bzw. sexuelle Dienstleistung wieder erlaubt und auch Bordellöffnungen zugelassen. Ich finde es nicht in Ordnung, bei dieser niedrigen Zahl, die Sexarbeit weiterhin zu verbieten und damit nur die wachsende Illegalität zu fördern.

Ich bitte daher Sie als Verantwortliche:

Öffnen Sie meine Branche sexuelle Dienstleistungen und die Bordelle!

  • Wir haben Hygiene Konzepte!
  • Wir sind geimpft oder lassen uns testen!
  • Wir wollen gehört werden!
  • Wir wollen Gleichbehandlung!
  • Wir wollen Rechte!
  • Wir wollen arbeiten!

Die Not in unserer Branche ist groß und das wissen Sie auch.

Ich stehe Ihnen zur Verfügung bei Fragen.
Liebe Grüße,

Nicole Schulze
Sexpertin der Straße und Vorstandsvorsitzende des BesD

www.Sexpertin-Nicole.de

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